Stress: Psychotherapie in Roth, nach dem Heilpraktikergesetz
Kurzfristige Folgen von Stress
Gesundheitlich scheint kurzfristiger Stress unbedenklich. Diese Art von Stress führt zu einer erhöhten Anspannung und Nervosität. Es ist sogar eine Zunahme der Immunkompetenz zu beobachten. Komplexe Aufgaben werden am besten bei einem mittleren Anspannungsniveau bewältigt. Dieses Verständnis von Stress legt also nahe, dass es auch Bereiche gibt, in denen kurzfristiger Stress sich förderlich auf Leistungen auswirkt.
Auf die meisten leistungsbezogenen Aufgaben, die eine geringere Komplexität aufweisen und mit Bewegungen einhergehen (z. B. sportliche Leistungen), wirkt sich Stress positiv aus. Auch das Schmerzempfinden sinkt unter Stress. Das kann ebenfalls positive Auswirkungen auf körperlich hoch beanspruchende Tätigkeiten haben. Steigt die stressbedingte Anspannung jedoch über dieses Niveau hinaus, nimmt die Leistung ab. Personen werden hastiger, ungeduldiger und es kann vermehrt zu Fehlern kommen. Die Konzentration und die Erinnerungsleistung sinken mit steigender Anspannung, oder werden verzerrt. Vielfach führt die gestiegene Anspannung zu interpersonellen Konflikten, die Bereitschaft zu streiten oder sich zurückzuziehen steigt, was verständlich ist, wenn man Stress als erhöhte Kampf- oder Fluchtbereitschaft auffasst.
Mittelfristige Folgen
Wird die stressbedingte Aktivierung über eine längere Zeit aufrechterhalten, verkehrt sie sich in ihr Gegenteil. Aus Aktivierung und Wachheit wird bei unzureichender Regeneration mittelfristig emotionale Erschöpfung. Die zunächst erhöhte Immunkompetenz kann sich in eine Schwächung des Immunsystems verkehren, entzündliche Prozesse und Krankheiten (z. B. Erkältungen) nehmen zu. Auch dysfunktionale Regulationsversuche (z. B. ungesunde Essensgewohnheiten oder Alkoholkonsum) können sich mittelfristig etablieren und längerfristig (s. u.) zusätzlich die Gesundheit beeinträchtigen.
Reizbarkeit oder Rückzug haben mittelfristig Auswirkungen auf die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen. Ein funktionierendes soziales Netz fördert unser Selbstkonzept durch Aktualisierung.
Forschungen legen nahe, dass der Neurotransmitter Oxytocin, der auch als »Bindungshormon« bekannt ist, kardiovaskuläre Risiken von Stressreaktionen kompensieren kann. Störungen des sozialen Netzes können zu einer Reduzierung dieses Neurotransmitters und seiner protektiven Wirkung führen. Oftmals wird durch Schwierigkeiten im sozialen Netz auch die Zufriedenheit eingeschränkt werden.
Setzen sich die stressbedingten Leistungseinschränkungen über eine mittlere Zeit fort, werden sie von der betroffenen Person als Leistungseinbußen erlebt. Das hat häufig einerseits negative Auswirkungen auf das leistungsbezogene Selbstkonzept und andererseits auf die eigene Zufriedenheit.
Langfristige Folgen
Schaffen Betroffene es nicht, diesen Teufelskreis zu verlassen, können physische und psychische Störungen die Folge sein.
Physische Folgen
Besonders oft tritt stressassoziierter Bluthochdruck auf. Gefäßverengungen und entzündliche Prozesse werden durch Stress mitverursacht.
Längerfristige stressbedingte Erhöhungen des Blutzuckers, der Blutfette, des Körpergewichts , u. a. durch dysfunktionale Bewältigungsversuche wie Essen und des Blutdrucks sind Risikofaktoren für einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall, einen Tinnitus, einen Hörsturz oder einen Typ-II-Diabetes. Längerfristige Schwächungen des Immunsystems erhöhen das Risiko für Infektionskrankheiten. In Verbindung mit einerÜbersäuerung des Magens und einer dauerhaften Herabregulierung der Verdauungstätigkeiten steigt auch die Gefahr, Magengeschwüre zu bekommen. Zudem werden Verdauungsprobleme mit langanhaltendem, chronifiziertem Stress in Verbindung gebracht.
Psychische Folgen
Psychische Störungen können ebenfalls durch Stress ausgelöst, aufrechterhalten oder zumindest mitbedingt werden. Starke Beeinträchtigungen des sozialen Netzes, der wahrgenommenen Leistungsfähigkeit d. h. des leistungsbezogenen Selbstkonzeptes, der wahrgenommenen Handlungskontrolle und der Lebenszufriedenheit können das Risiko für depressive Störungen oder Angststörungen erhöhen. Diese Gefahr wird dadurch noch gesteigert, dass z. B. durch langanhaltenden Stress die Cortisol-Regelkreise gestört werden, was bei einer Depression zu einem chronisch erhöhten Cortisolspiegel führt. Auch das Belohnungssystem mit seiner Dopamin- und Serotoninregulation kann durch langanhaltenden Stress so beeinträchtigt werden, dass die Fähigkeit gestört ist, positive Empfindungen und Genuss zu erleben. Neuroanatomische Studien fanden, dass Stress das Nachwachsen und Regenerieren von Nervenzellen im Gehirn (im Hippocampus) negativ beeinflusst. Inzwischen geht man davon aus, dass das Sterben und verringerte Nachwachsen von Nervenzellen zur Entstehung von Depression oder Angststörungen beitragen kann.
Daneben resultieren aus chronifizieren, dysfunktionalen Bewältigungsversuchen wie Alkohol- oder Substanzmissbrauch (z. B. Schlafmittel) häufig Abhängigkeitsstörungen.
Und während Stress zwar kurzfristig das Schmerzempfinden senkt, wird dieses langfristig erhöht, sodass er auch ein Risikofaktor für Schmerzstörungen ist.
Gerne berate ich Sie zu diesem Thema persönlich in einem Erstgespräch.